Einleitung
Mit LET und LAMBDA hebt Microsoft Excel den Formelbau auf ein neues Level: komplexe Berechnungen werden lesbar, wartbar und häufig auch schneller. In diesem Artikel lernen Sie praxisnah, wie Sie LET zur Strukturierung von Formeln und LAMBDA zum Erstellen eigener, wiederverwendbarer Funktionen einsetzen. Alle Beispiele sind für die deutsche Excel-Version mit dem Semikolon (;) als Formeltrennzeichen geschrieben.
Kurzüberblick: Was machen LET und LAMBDA?
- LET: Erlaubt das Benennen von Zwischenwerten innerhalb einer Formel. Das macht Formeln verständlicher und verhindert, dass Teilberechnungen mehrfach ausgeführt werden.
- LAMBDA: Ermöglicht das Erstellen eigener benannter Funktionen direkt in Excel (ohne VBA). LAMBDA kann Parameter annehmen, komplexe Logik enthalten und als Namensformel gespeichert werden.
Vorteile in der Praxis
- Lesbarere Formeln (für Kollegen und späteres Debugging).
- Bessere Performance bei mehrfach genutzten Zwischenberechnungen.
- Wiederverwendbare Funktionen ohne Makros.
- Möglichkeit, komplexe Geschäftslogik in der Arbeitsmappe zentral zu organisieren.
Voraussetzungen & Kompatibilität
- LET und LAMBDA stehen in modernen Microsoft-365-(Office 365) Excel-Versionen zur Verfügung. Ältere Excel-Versionen (Excel 2019, 2016) unterstützen diese Funktionen in der Regel nicht. Prüfen Sie die Excel-Version, bevor Sie die Beispiele produktiv einsetzen.
Schritt-für-Schritt: LET verstehen und einsetzen
Theorie in 2 Sätzen
LET definiert innerhalb einer Formel einen oder mehrere Namen, denen Sie Werte oder Berechnungen zuweisen. Am Ende geben Sie einen Ausdruck zurück, der die definierten Namen verwendet.
Einfaches Beispiel: gewichteter Umsatz
Sie haben in A2:A10 Umsätze, in B2:B10 Rabattfaktoren (z. B. 0,92) und möchten den Gesamt-Nettoumsatz berechnen.
Formel ohne LET: =SUMME(A2:A10*B2:B10)
(als Matrixformel in älteren Versionen; in dynamischen Arrays reicht die Eingabe.)
Sauberer mit LET: =LET( Umsätze; A2:A10; Rabatte; B2:B10; Nettos; Umsätze*Rabatte; SUMME(Nettos) )
Schritt für Schritt
- Markieren Sie die Zelle, in der das Ergebnis stehen soll.
- Tippen Sie =LET( und definieren Sie einen Namen (z. B. Umsätze) gefolgt von ; und dem Zellbereich (A2:A10).
- Definieren Sie weitere Namen wie Rabatte; B2:B10;.
- Schreiben Sie den Rückgabe-Ausdruck (z. B. SUMME(Nettos)) als letzten Parameter.
- Schließen Sie mit ) ab und drücken Sie Enter.
Praxis-Tipp
Benennen Sie Zwischenwerte kurz und sprechend (z. B. Brutto, RabattFaktor, Steuersatz). Das erhöht die Lesbarkeit erheblich.
Schritt-für-Schritt: LAMBDA erstellen und nutzen
1) Einfache LAMBDA direkt in einer Zelle
Sie möchten eine kleine Funktion, die einen Wert verdoppelt: = LAMBDA(x; x*2)(A1)
Das erzeugt eine Inline-Funktion: LAMBDA(x; x*2) und wird direkt mit (A1) aufgerufen.
2) LAMBDA als benannter Bereich speichern (empfohlen)
Damit die Funktion überall in der Arbeitsmappe nutzbar ist, speichern Sie die LAMBDA als Namensformel:
So legen Sie eine benannte LAMBDA-Funktion an
- Menüband → Formeln → Namensmanager → Neu.
- Name: Verdoppler (oder geschäftlicher Name, z. B. BerechneSkonto).
- Bezieht sich auf: = LAMBDA(x; x*2)
- Bestätigen.
Jetzt können Sie in Zellen einfach =Verdoppler(A1) verwenden.
3) Mehrere Parameter
LAMBDA kann mehrere Parameter entgegennehmen: = LAMBDA(wert; multiplikator; wert*multiplikator)(A1; 1,5)
Als benannte Formel: = LAMBDA(wert; multiplikator; wert*multiplikator)
Aufruf: =MeinMultiplikator(A1; 1,5)
Praxisbeispiele für Business-Usecases
Beispiel A — Komplexe Provisionen mit LET & LAMBDA
Anforderung: Für jeden Verkauf soll die Provision folgendermaßen berechnet werden:
- Basisprovision 2 %,
- plus 1 % auf den Umsatzanteil über 10.000 €,
- zusätzlicher Bonus 0,5 % wenn das Produkt in Kategorie „Premium“ steht (Spalte C enthält „Premium“ oder „Standard“).
Lösung als LAMBDA zum Speichern
- Erstellen Sie im Namensmanager eine neue Funktion namens ProvisionBerechnen mit folgendem Inhalt:
= LAMBDA(Umsatz; Kategorie; LET( Basis; 0,02; Schwelle; 10000; Bonus; WENN(Kategorie="Premium"; 0,005; 0); Zusatz; WENN(Umsatz>Schwelle; (Umsatz-Schwelle)*0,01; 0); ProvisionBetrag; Umsatz*(Basis+Bonus) + Zusatz; ProvisionBetrag ) )
- Verwenden Sie die Funktion in Zellen: =ProvisionBerechnen(A2; C2)
Erklärung
- LET strukturiert die Zwischenschritte: Basis, Schwelle, Bonus, Zusatz, und ProvisionBetrag.
- LAMBDA kapselt die Logik als wiederverwendbare Funktion.
Beispiel B — Rolling Average (gleitender Durchschnitt) ohne Hilfsspalte
Sie möchten für die letzten 6 Monate den gleitenden Durchschnitt berechnen.
Formel mit LAMBDA und SEQUENCE:
- Benennen Sie eine LAMBDA GleitenderDurchschnitt:
= LAMBDA(Datenbereich; n; LET( Länge; ANZAHL(Datenbereich); Start; MAX(1; Länge-n+1); Bereich; INDEX(Datenbereich; Start):INDEX(Datenbereich; Länge); MITTELWERT(Bereich) ) )
Aufruf (z. B. für A2:A100 und n=6): =GleitenderDurchschnitt(A2:A100; 6)
Hinweis: INDEX mit zwei Aufrufen in LET erzeugt einen Bereich von Start bis Ende — das ist zuverlässig und nicht volatil.
Fortgeschritten: Rekursive LAMBDA-Funktionen
LAMBDA unterstützt Rekursion (z. B. für Fakultät oder Fibonacci), benötigt jedoch die Verwendung des Namensmanagers (selbstreferenzierende Namensformel).
Beispiel: Fakultät
- Erstellen Sie im Namensmanager einen Namen Fakultaet mit: = LAMBDA(n; WENN(n<=1; 1; n * Fakultaet(n-1)) )
- Dann nutzen Sie =Fakultaet(5) → Ergebnis 120.
Warnung: Rekursive LAMBDA können leicht sehr rechenintensiv werden. Prüfen Sie Eingabewerte auf Grenzen (z. B. WENN(n>100; FEHLER("Zu groß"); ...)) und testen Sie Performance.
Debugging & Best Practices
1. Zwischenwerte prüfen
- Nutzen Sie LET, um Zwischenwerte zu benennen. Bei Fehlern können Sie einzelne Zwischenwerte als Rückgabe testen, z. B. setzen Sie am Ende statt SUMME(Nettos) temporär Nettos als Rückgabe, um den Inhalt zu sehen.
2. Fehlermanagement
- Verwenden Sie WENNFEHLER innerhalb von LAMBDA, um saubere Fehlermeldungen zurückzugeben: = LAMBDA(x; WENNFEHLER( x*2; "Fehler in Eingabe" ) )
3. Performance
- LET reduziert erneute Berechnung gleicher Teilergebnisse.
- Vermeiden Sie unnötig große Bereiche (z. B. A:A), wenn möglich begrenzen Sie Bereiche auf tatsächliche Daten (A2:A1000).
- INDEX statt OFFSET für dynamische Bereiche (OFFSET ist volatil).
4. Namenskonventionen
- Verwenden Sie einheitliche Präfixe für Namensformeln (z. B. fn_ProvisionBerechnen), damit Sie Funktionen schnell im Namensmanager finden.
Häufige Fallstricke und Lösungen
- Funktion nicht verfügbar: Prüfen Sie Excel-Version (LET/LAMBDA in Microsoft 365).
- Fehler beim Speichern der LAMBDA im Namensmanager: Stellen Sie sicher, dass Sie die korrekte Syntax verwenden und keine Zirkreferenzen ohne WENN-Abbruch bei Rekursion erzeugen.
- Performanceprobleme bei großen Datenmengen: Testen Sie die Formel in einer Kopie und messen Sie die Rechenzeit; nutzen Sie LET, um wiederholte Teilberechnungen zu vermeiden.
Checkliste zur Einführung in Ihrer Organisation
- Prüfen Sie Excel-Versionen der Anwender.
- Erstellen Sie einen Namensraum-Konventionsplan (z. B. fn_* für LAMBDA).
- Starten Sie mit 2–3 nützlichen Funktionen (z. B. ProvisionBerechnen, GleitenderDurchschnitt) und verbreiten Sie diese zentral.
- Dokumentieren Sie Funktionen: Name, Zweck, Parameter, Beispielaufruf.
- Schulung: Zeigen Sie Teams, wie LET Formeln lesbarer macht.
Beispiel-Arbeitsmappe (Was Sie bereitstellen könnten)
Für Ihre Leser auf Excel-Inside.de empfiehlt es sich, eine Beispiel-Arbeitsmappe mit den folgenden Blättern anzubieten:
- Beispiele_LET (mit dem Umsatz-Beispiel)
- LAMBDA_Funktionen (benannte Funktionen: Verdoppler, ProvisionBerechnen, GleitenderDurchschnitt)
- Rekursion (Fakultät und Hinweise)
- Anleitung (kurze Schritt-für-Schritt Screenshots)
Wenn Sie möchten, erstelle ich diese Beispielarbeitsmappe jetzt (inkl. benannten LAMBDA-Formeln und kommentierten Beispielen) und liefere sie als Download.
Fazit
LET und LAMBDA sind mächtige Werkzeuge, um Excel-Berechnungen sauber, schneller und wiederverwendbar zu machen. Beginnen Sie mit einem konkreten Geschäftsfall (z. B. Provisionsberechnung) und kapseln Sie diese Logik in einer LAMBDA-Funktion. So erhöhen Sie die Wartbarkeit Ihrer Arbeitsmappen und reduzieren Fehlerquellen.

